Wieder steigende Zinsen bei Immobilienkrediten

© pixs:sell – Fotolia.com

EZB-Chef Mario Draghi stellte jüngst lediglich ein Ende der aktuellen Nullzinspolitik in Aussicht, doch diese Andeutung ermutigt zahlreiche Baufinanzierungs-Anbieter zum Anheben der Zinsen bereits im laufenden Monat. Müssen Bauherren bald mit noch teureren Baukrediten rechnen?

Höhere Sollzinssätze beunruhigen Immobilienkäufer

An den Finanzmärkten wird schon länger über ein Ende der historisch niedrigen Darlehenszinsen beim Eigenheimerwerb spekuliert. Seit Juni scheinen die Spekulationen zur Realität zu werden. Die Sollzinsen für Finanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung sind innerhalb weniger Wochen bei mehr als 450 Instituten um bis zu 0.2 Prozent gestiegen. Maximal 0.15 Prozent betrug die Erhöhung bei längerfristiger Zinsbindung. Experten glauben nicht an eine vorübergehende Entwicklung, da sie von vielen Anbietern gleichzeitig vorangetrieben wird.

Ursachen für die Zinserhöhungen

Ausschlaggebend dafür war einmal mehr der EZB-Präsident Mario Draghi, dessen Reden stets für enorme Volatilität an den Finanzmärkten sorgen. Seine Aussagen zur abnehmenden Deflationsgefahr und wirtschaftlicher Erholung der EU ließen die Renditen bei deutschen Staatsanleihen ebenso steigen wie den Euro-Kurs.

Wissenswert in diesem Kontext ist, dass die Kurse bei verminderter Staatsanleihen-Nachfrage sinken und die Renditen ansteigen. Dieses Szenario resultiert meist in steigenden Zinsen bei Immobilienkrediten. Warum? Weil sich die Rendite bei Pfandbriefen an der von deutschen Staatsanleihen orientiert und zahlreiche Banken Immobiliendarlehen über Pfandbriefe refinanzieren.

Müssen Bauherren mit weiter steigenden Zinsen rechnen?

Schwer zu sagen, da der EZB-Chef bei seiner letzten Rede auf unveränderte Leitzinsen über das Ende des Anleihekaufprogramms hinaus hingewiesen hat. Einfluss darauf könnte eine weitere Zinserhöhung der Federal Reserve im laufenden Jahr haben, doch die halten Insider angesichts schwacher Wirtschaftsdaten für unwahrscheinlich. Experten gehen aber davon aus, dass in den jüngsten Zinserhöhungen alle Erwartungen bezüglich künftiger Entwicklungen bereits enthalten sind. Gleichwohl sollten Bauherren und Immobilienkäufer umsichtig agieren.

Tipps für geplante und bereits abgeschlossene Baufinanzierungen

© nd3000 – Fotolia.com

Bei dem aktuell niedrigen Zinsniveau sollten angehende Käufer von Eigenheimen nicht lange zögern. Billiger wird die Immobilienfinanzierung vermutlich nicht mehr, eher wahrscheinlich ist ein mittelfristiger Zinsanstieg.

Wer hingegen bereits eine Baufinanzierung abgeschlossen hat, kann steigenden Zinsen effizient begegnen. Immobiliendarlehen, die bereits mehr als zehn Jahre laufen, können vom Kreditnehmer ohne jegliche Entschädigung an den Geber gekündigt werden. Der Nehmer kann das laufende Darlehen entweder im gleichen Haus oder aber bei einem anderen Anbieter umschulden.

Bei einer Baufinanzierung, die noch keine zehn Jahre läuft, bleibt die Mitnahme der aktuell niedrigen Zinsen in die Zukunft. Dies geschieht über eine Anschlussfinanzierung, die bereits frühzeitig als sogenanntes Forward-Darlehen abgeschlossen werden kann. Dafür verlangen die Institute zwar Aufschläge, die sind jedoch weitaus günstiger als plötzlich ansteigende Zinsen.